Provoziert! Musik und Geschichte interdisziplinär

Provoziert! Musik und Geschichte interdisziplinär

Organisatoren
Eva-Maria Schreiner, Universität Passau; René Pauls, Paderborn/Detmold/Dresden
Ort
Regensburg
Land
Deutschland
Fand statt
In Präsenz
Vom - Bis
25.09.2023 - 27.09.2023
Von
Vito Conego, Universität Passau

Unter dem Titel „Provoziert!“ widmete sich die Tagung den Chancen einer Intensivierung der Vernetzung zwischen den Musik- und Geschichtswissenschaften. Doch wer provozierte wen? Was ist Provokation überhaupt? Inwiefern stehen die Musik- und Geschichtswissenschaften unter dem Aspekt der Provokation miteinander in Verbindung? Ist das interdisziplinäre Arbeiten eine Provokation innerhalb der Fachrichtungen, indem etwa andere Methoden herangezogen werden? Das inhaltliche Ziel der Tagung war vielseitige epochenübergreifende Provokationsschemata zu erschließen; die Vorträge erstreckten sich vom Hochmittelalter bis ins letzte Viertel des 20. Jahrhunderts. Methodisch priorisierte die Tagung fachübergreifende Ansätze sowie die Erprobung neuer Perspektiven.

EVA-MARIA SCHREINER (Passau/Regensburg) und RENÉ PAULS (Paderborn/Detmold, Dresden) begannen ihre Einführung mit einem Blick auf das Verhältnis der Fachgebiete Geschichte und Musik. Sie gingen gezielt auf die Frage nach der Provokation im Verlauf der Jahrhunderte ein. Provokation wird dabei nicht im Einzelakt – dem einen Lied, der einen Äußerung – gesucht, sondern als Zusammenwirken eines komplexen Geflechts von Sender, Empfänger, Inhalt, Nachricht und (gesamtgesellschaftlichem) Kontext verstanden, denn eine Provokation wende sich gegen Normen, deren Existenz und Ausformung bestimmen, wie sich Provokationen wiederum darstellen.

Interpretiert! MIRIAM DE ROSA (Tübingen) gewährte Einblicke in die Quellengattung der Somniale Danielis. Traumhandbücher wurden durch das Decretum Gratiani (um 1140) verboten, was der weiteren Verbreitung und Nutzung allerdings keinen Einhalt gebot. Es traten ab dem 13. Jahrhundert vermehrt christliche Motive auf, die bereits etablierte aus dem Alltag, dem Tierreich und der Natur fortan ergänzten. Aufgrund der vielfältigen Motive, in denen die Lebenswelt des Mittelalters widergespiegelt wird, stellen die Traumhandbücher bedeutende alltags-, sozial- und musikgeschichtliche Quellen dar, die entgegen früheren Vorbehalten nicht als superstitio abgetan werden dürfen. Waren beispielsweise die Instrumente cymbala und Harfe in älteren Exemplaren Signa für Freude, verloren sie ab dem 13. Jahrhundert diese Zuordnung. Stattdessen rückten Klänge des Alltags – Eselsschreie, Stadtglocken oder Uhren – in den Mittelpunkt der Deutung auditiver Traumerscheinungen. Die Schreiber hielten somit durch ihre Auswahl und Wertung von Motiven in ihren Werken die kulturellen und sozialen Kontexte ihrer Zeit und ihres Raums fest.

Unterminiert? TERESA LINDNER (Passau) stellte am Beispiel des 1200-jährigen Passauer Bistumsjubiläums 1939 das Verhältnis von NS-Staat und Kirche im Lokalraum vor. Dabei zeigte sie, welche Erkenntnischancen in der Eingliederung musikwissenschaftlicher Perspektiven liegen können. Das Bistum Passau bewegte sich seit den 1930er-Jahren stetig in schwelenden Konfliktsituationen mit Max Moosbauer (in Personalunion Kreisleiter und Bürgermeister), der zwar fest im katholisch geprägten Passau verwurzelt, aber ein umso überzeugterer Nationalsozialist war. Es ergab sich eine Beziehung, die zwischen Anpassung, Gleichgültigkeit und Provokation pendelte. Lindner thematisierte die Klangwelt im Rahmen der Großveranstaltung, u.a. anhand der ins Dominnere verlegten eucharistischen Prozession, die damit äußeren Einflüssen entging. Anhand der entsakralisierenden Berichterstattung der Donauzeitung über „Kirchenmusik im Dom“ sowie anhand der Auswahl der (regionalen) Komponisten Peter Griesbacher, Max Tremmel und Max Reger. Als provokativ einzustufen ist auch das Hirtenwort Bischof Landersdorfers, der offen von einem „Sturm“ sprach, in dem sich die Passauer Kirche befände, und das doppeldeutige Eichenmotiv verwendete. Inwiefern sich diese Provokation des Bischofs auch in der Musikauswahl widerspiegelte, für die der NS-kritische Generalvikar Franz Riemer zuständig war, bleibt zu untersuchen.

Beschwichtigt! ELISABETH NATOUR (Mainz) referierte im ersten von zwei Abendvorträgen über das „Drama Musicum“ (BSB Coll. Mus. Max. 99.) Kaiser Ferdinands III., der 1649 seine eigene Komposition an Athanasius Kircher nach Rom sandte. Vor dem Hintergrund ihrer Hauptthese, dass in der Frühen Neuzeit mit Musik Politik gemacht wurde, rekonstruierte Natour Musik als „adelndes Merkmal“ sowie als Kommunikationsmittel: Die Reichspolitik war durchsetzt von musikalischen Metaphern, etwa der Stimmung eines Saiteninstruments als Symbolik der Ordnung im Reich. Ferdinand III. nutzte nun 1649 im Schatten des Westfälischen Friedens die Musik zur Besänftigung des Papstes. Der kaiserliche Komponist griff gezielt auf ein römisch beeinflusstes Leitmotiv zurück, bei dem ein Jüngling die göttliche der irdischen Liebe vorzog. Er verarbeitete darüber hinaus Symbolik und Texte, die nach dem Augsburger Religionsfrieden für habsburgische Treue zum Katholizismus und Papst gestanden hatten. Ferdinand III. schickte dem Papst eine besänftigende Nachricht, die in seiner Musik eingebettet war. Demnach nutzte er die Musik als Beschwichtigung, die sich dem Empfänger der Nachricht aus dem Kontext des konfessionellen Zeitalters erschließen musste.

Politisiert! VERA GRUND (Paderborn) diskutierte anhand staatlich subventionierter Neuer Musik der BRD, DDR und Italiens die Frage, ob es unpolitische Musik gibt. Komponierende Neuer Musik betonten nach 1945 häufig, dass ihre Kunstwerke unpolitisch und autonom wären, doch äußere Einflüsse (Auftragsarbeiten, aber auch ästhetische und gesellschaftliche Konventionen etc.) lassen den Autonomieanspruch generell utopisch wirken. Der sozialistische Realismus der DDR war offen politisch motiviert. Innerhalb der westdeutschen Neuen Musikszene, in der der Serialismus bzw. die elektronische Musik führende Kompositionsmethode war, entbrannten Debatten um Objektivität als ästhetisches Ideal, im Gegensatz zu „gefühlspolitische[n] Werke[n]“, wie es Herbert Eimert formulierte. Der angeblichen Objektivierung der Neuen Musik in Westdeutschland wurde die Entpolitisierung zugutegehalten und sie wurde gegen die als ideologisch aufgeladene Musik des sozialistischen Realismus ins Feld geführt. Im Gegensatz dazu wurde aus dem Osten Kritik am Elitarismus der westdeutschen Neuen Musikszene laut. Stockhausen erwiderte darauf, dass seine Musik aufgrund ihres experimentellen Charakters zwar nur einen kleinen Kreis anspreche, damit jedoch antibürgerlich und somit politisch sei. In diesem Sinne kam Grund zu dem Ergebnis, dass es einen Eskapismus darstelle, Neue Musik der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts für unpolitisch halten zu wollen.

Der zweite Tagungstag begann mit einer Diskussionsrunde über methodische Zugänge und die Chancen einer musik- und geschichtswissenschaftlichen Interdisziplinarität, die präsent im Mittelpunkt des Zeitplans eingebettet war. Die Leitfrage lautete: „Schuster, bleib bei deinen Leisten? Möglichkeiten und Grenzen der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen den Geschichts- und Musikwissenschaften.“ Vera Grund und Elisabeth Natour führten in die Diskussion mit Kurzbeiträgen ein. Grund stellte heraus, wie unterschiedlich die Herangehensweisen der Fachrichtungen sein können, was sie am Beispiel der Diskursanalyse als zunehmend verwendete Methode in der Musikwissenschaft verdeutlichte. Es gelte solche Unterschiede in interdisziplinären Kontexten explizit wahrzunehmen und in die Arbeitsweise einzubeziehen und methodisch zu reflektieren. Natour setzte den Schwerpunkt ihres Beitrags auf Punkte, die in der interdisziplinären Zusammenarbeit zu beachten seien. Der gemeinsame Nenner sei nicht der Zugang, sondern der Gegenstand, weshalb die fachspezifische Perspektive auf diesen in keinem Fall verleugnet werden dürfe. Außerdem seien Abstriche an der Komplexität der eigenen Analyse zu Gunsten der Verständlichkeit unter dem Fachpublikum außerhalb des eigenen Fachs nicht zielführend; das Wissen beider Fachdisziplinen soll vereint, nicht vereinfacht werden. Unter dem Schlagwort „indiskriminierende Interdisziplinarität“ betonte Natour, dass sich der gleichwertigen/-wichtigen Rolle der anderen Disziplin bewusst gemacht werden müsse und an der passenden Stelle der „Staffelstab“ ohne Scham weiterzugeben sei. In der darauffolgenden Diskussion wurden Aspekte diskutiert; u. a. Hemmschwellen bei Historikerinnen und Historikern, die aus der Konfrontation mit Notenschrift oder einer reservierten Haltung eines fachfremden Publikums resultieren; das Vorgehen bei Recherchearbeiten, bei der Forschende mit dem Problem fachfremder, umfangreicher, etablierter Diskussionen konfrontiert sind; und die Zugänglichkeit von Quellen. Als Ergebnisse der Diskussion lassen sich folgende Aspekte festhalten, die von Schreiner und Pauls aufgegriffen wurden: Es ist herauszufinden, wo die Grenze liegt, an der der ‚Staffelstab‘ übergeben werden soll. Die Kulturgeschichte des Politischen ist stärker mit der Musik zu verbinden. Seitens der Musikwissenschaften gibt es einen bestehenden und niederschwelligen Kontakt mit den Geschichtswissenschaften, der auszubauen sei.

Kommuniziert! EVA-MARIA SCHREINER (Passau/Regensburg) beleuchtete anhand der Oper „Günther von Schwarzburg“, wie unter Kurfürst Karl Theodor Versuche einer kulturpolitischen Wiederbelebung des Alten Reichs unternommen wurden. Während sich das Reich im Nord-Süd-Gegensatz polarisierte, betonte die Oper die Bedeutung der Wittelsbacher und die althergebrachten (kur-)fürstlichen Einflussmöglichkeiten in der Reichspolitik. Die Figurenkonstellation umfasst Charaktere mit verschiedenen Beweggründen, etwa den auf Ruhe, Ordnung und Frieden im Reich hinarbeitenden Pfalzgrafen, der als Königsmacher mit Loyalität zum Reich auftritt. Der Kaiser wird dabei nicht als Erlöserfigur dargestellt, sondern als primus inter pares. Die Fürsten treten als Verteidiger reichsständischer Libertät auf. Schreiner revidierte frühere Interpretationen, die der Oper ein revolutionär-nationalistisches Motiv unterstellten. Stattdessen habe sich Karl Theodor als fester Bestandteil der Reichsverfassung gesehen, die er – u.a. außenwirksam durch die Oper – zu verteidigen suchte. Vor diesem Hintergrund plädierte Schreiner für eine stärkere Verschränkung des Musenhofes mit der politischen Geschichte Pfalz-Bayerns, insbesondere unter dem Aspekt der Kommunikation nach außen.

Propagandiert! CAROLIN SEUFER (München/Paris) analysierte anhand von politischen Liedern über General Boulanger, welche Rolle eine breite musikalische Rezeption im politischen und populärgesellschaftlichen Aufstieg des Boulangismus im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts gespielt hat. Boulanger, der nie ein politisches Programm vorgelegt hatte, entwickelte sich zum Hoffnungsträger einer Republik auf der Suche nach ihrer Identität, da die Menschen ihre eigenen Vorstellungen und Hoffnungen auf seine Person projizieren konnten. Seufer interpretierte eine Karikatur, in der ‚Boulanger alle Hüte passten‘, die ihm verschiedenste Bewegungen aufsetzen wollten. Die Lieder bedienten ansprechende Themen – bspw. das Charisma Boulangers, die Rache gegen Deutschland und die Kritik an der französischen Regierung – enthielten aber auch royalistische Züge. Einer der boulangistischen Liedtexte sollte etwa auf eine bekannte royalistische Melodie gesungen werden. Seufers Vortrag stieß eine lebhafte Diskussion an, die sich vor allem um das Zusammenwirken oder Konterkarieren von Text und Musik drehte.

Provoziert! Am Beispiel eines „Schlüsselwerks der Moderne“ zeigte SERAFIN FLUNGER (Wien), wie Igor Strawinsky faschistisch motivierte „Schockmusik“ (Adorno) für die Zwecke des Neo-Eurasismus instrumentalisierte und tumultartige Szenen bei der Pariser Uraufführung 1913 auslöste. Mit dem Stück „Le sacre du printemps“ brach der Komponist mit musikalischen Konventionen. Mehrere rhythmische Ebenen liegen aufeinander, die sich über die gesamte Länge nicht entwickeln. Auch inhaltlich provozierte Strawinsky, indem er eine totalitäre Aufopferung des Individuums für das Kollektiv bzw. der Politik vornahm: In der vorchristlichen russischen Peripherie wird eine Frau als Menschenopfer ausgewählt. In der Inszenierung Strawinskys tanzt sich die Hauptfigur daraufhin in einem Menschenopferritual freiwillig zu Tode. Sowohl ihr Handeln als auch die Musik verhalten sich affirmativ zur Opferung – im Widerspruch zu allen Werten des Humanismus. Adorno sprach gar von einer „Liquidation“ der Figur. Strawinsky brachte ein Ballett auf die Bühne, das als Verlockung zum Faschismus interpretiert werden könne und seine provozierende Wirkung nicht verfehlte, wie die Reaktion des Pariser Publikums am 29. Mai 1913 eindrucksvoll bewiesen hat.

Instrumentalisiert! NILS JOCHUM (Heidelberg) zeigte, dass Heidelberg 1944 ein intaktes Kulturleben aufwies, das von einem stabilen NS-Herrschaftssystem unterfüttert war. Er ordnete den Konflikt zwischen Oberbürgermeister Neinhaus und Kreisleiter Seiler – der sich aus dem Kleinkrieg der Musik- und Theaterzuständigen Bernhard Conz und Hanns Friederici mit den Kunstkritikern Otto Riemer und Hans Kretzer der Zeitung „Volksgemeinschaft“ entwickelt hatte – als Machtkonflikt zwischen Positionen mit überlappenden Kompetenzbereichen im NS-Staat ein. Den Anstoß hatte eine Kritik in der Volksgemeinschaft gegeben. Der Konflikt verschob sich bald innerhalb der Hierarchie auf die höheren Ebenen: Oberbürgermeister Neinhaus schrieb dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, dass Riemer und Kretzer gegen Propagandagesetze verstießen. Neinhaus skandalisierte die Kritik, führte ‚Beweise‘ an, dass diese undeutsch sei, und zeichnete damit gleichzeitig das Bild eines Kreisleiters Seiler, der seine Zeitung nicht im Griff habe. Die Musik bildete demnach das Fundament, auf dem ein Kampf um die Binnenstabilität und ein Aushandlungsprozess zwischen NS-Funktionsträgern ausgetragen wurde. Jochum argumentierte somit, dass musikalische Skandale selbst in einem gleichgeschalteten, autoritären System möglich seien.

Kritisiert! RENÉ PAULS (Paderborn/Detmold, Dresden) beschloss die Vorträge mit dem Komponisten Lothar Voigtländer, dessen Komposition, gleichnamig mit dem bekannten Wiegenlied „Maikäfer Flieg!“, kurzzeitig im Radio der DDR zensiert wurde. Voigtländer entschied sich entgegen offiziellen ästhetischen Richtlinien für die Arbeit mit elektronischer Musik, da sie ihm einen Weg aus dem überkommenen, einengenden sozialistischen Realismus bot. Er war an die politische Zentrale mit einer klaren ästhetischen Ausrichtung angeknüpft, aber auch in zentrumsferne regionale Strukturen eingebunden, die Teil des Schlüssels für künstlerische Freiheiten waren. Voigtländers „Maikäfer Flieg!“ stellte unter anderem durch Bezugnahme auf militärische Geräuschwelten (Gewehrschüsse, Marschrhythmus und Bomben), der elektronischen Bearbeitung des Lieds „Lili Marleen“ und dem Aufgreifen der Sprachen der Siegermächte einen kritischen Kommentar zum SED-Regime sowie dessen mangelhafter Aufarbeitung des Zweiten Weltkrieges dar. Voigtländer gelang es, sein Werk vollständig zur Aufführung zu bringen. Er repräsentiert somit die Arbeitsweise einer ganzen Generation Komponierender, die zwischen Regimetreue und Subversion operierte und entscheidend zur friedlichen Wiedervereinigung beitrug.

Die Tagung „Provoziert!“ hat den Mehrwert einer engen interdisziplinären Zusammenarbeit der Musik- und Geschichtswissenschaften aufgezeigt. Es trat in der Geschichtswissenschaft musikgebundene Kommunikation in außen-, reichs- und innenpolitischen Angelegenheiten auf, die aus musikwissenschaftlichen Quellenkorpora und Zugängen einen unwahrscheinlichen Mehrwert an Erkenntnismöglichkeiten generieren könnten. So kommunizierte Ferdinand III. dem Papst seine Absichten durch höchsteigene Kompositionen über ‚back channels‘, während Karl Theodor seine reichspolitischen Vorstellungen in einer Oper ausformulieren ließ. Dabei beschränkte sich die Funktion der Musik nicht auf Provokation oder Kritik, wie die Vortragenden eindrucksvoll bewiesen haben. Sie fungierte ebenfalls als Basis für Konflikte oder Aushandlungsprozesse, die weit über den eigentlichen musikalischen Gegenstand hinausgingen. Die Tagung hat wichtige Schritte zu einer strukturierteren Zusammenarbeit aufgezeigt, indem die Teilnehmenden interdisziplinäre Untersuchungsaspekte erschlossen, Chancen und Grenzen diskutierten sowie mögliche Arbeitsweisen austarierten.

Konferenzübersicht:

Eva-Maria Schreiner (Passau/Regensburg), René Pauls (Paderborn/Detmold, Dresden): Begrüßung und Einführung

Miriam De Rosa (Tübingen): Zwischen Widerspruch und Tabubruch: Prognostik in mittelalterlichen Traumhandbüchern

Teresa Lindner (Passau): 1200 Jahre Bistum Passau! Kirchliche Großveranstaltungen in der NS-Zeit zwischen Anpassung, Gleichgültigkeit und Provokation

Keynotes

Elisabeth Natour (Mainz): Say it in a Song. Ferdinand III., Musik und das Ende des Dreißigjährigen Kriegs

Vera Grund (Paderborn/Detmold): Das autonome Kunstwerk als Eskapismus? Politische Ästhetik und Musik (nach 1945)

Methodische Impulse mit anschließender Diskussion: Impulse zu Möglichkeiten und Grenzen interdisziplinären Arbeitens zwischen den Musik- und Geschichtswissenschaften

Eva-Maria Schreiner (Passau/Regensburg): Zwischen Innovation und Tradition: Kurfürst Karl Theodors Förderung der deutschen Nationaloper am Lebensabend des Alten Reiches

Carolin Seufer (Paris/München): Im Takt der Ideologien: Die Liedermacher des Boulangismus zwischen Republik und Monarchie

Serafin Flunger (Wien): Antihumanistische Provokationen in Igor Strawinskys "Le sacre du printemps"

Nils Jochum (Heidelberg): „Heißes Bemühen um Wagners ‚Walküre‘“: (Musik-)Kritik in der Diktatur. Die Heidelberger Stadtverwaltung und die lokale NS-Presse im Konflikt

René Pauls (Paderborn/Detmold, Dresden): Lothar Voigtländers elektronische Musik in der DDR: Eine Gratwanderung zwischen künstlerischer Freiheit und politischer Steuerung